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Wer HAFTET hier?

Die Norm ist kein Gesetz und damit nicht rechtlich bindend. Müssen jedoch Fragen bezüglich der Zuverlässigkeit einer Baugruppe rechtlich geklärt werden, dürfte das Gericht den Anwender damit konfrontieren, warum er nicht normgerecht und damit dem Stand der Technik entsprechend gehandelt hat. Andersherum können sich Unternehmen, die die Norm befolgen, mit Dokumenten und Nachweisführungen auch entlasten.

Die Norm will auf vier Wegen strukturierte Klebprozesse in den Unternehmen schaffen.

Die Unternehmen beschäftigen fachlich adäquat ausgebildetes Klebaufsichtspersonal, das die Klebtechnik in Konstruktion, Planung, Fertigung und Instandhaltung einsetzt.

Damit eine Klebung fachgerecht ausgeführt werden kann, müssen in Bezug auf Technik sowie Arbeits- und Umweltschutz geeignete Arbeits- und Fertigungsumgebungen zur Verfügung stehen.

Unter Mitwirkung des Klebaufsichtpersonals beurteilt der Konstrukteur oder Bauteilverantwortliche die Klebung hinsichtlich der potentiellen Auswirkungen ihres Versagens. Dazu klassifiziert er sie nach Sicherheitsklassen, die von S1 (hoch) bis S4 (keine) reichen.

Beide weisen zudem nach, dass die Anforderungen an die Klebung in allen Lebenszyklen über die beabsichtigte Gebrauchsdauer erfüllt werden und die Beanspruchbarkeit der Klebung größer als die zu erwartende Beanspruchung ist.

Welche Vorteile sehen Sie in dieser Entwicklung?

Gudrun Weigel, Leiterin Engineering und Mitglied der Geschäftsleitung: Die neue Norm trägt der Komplexität des Klebens Rechnung und legt die Basis für eine fachgerechte und sicherheitsbezogene Umsetzung klebtechnischer Aufgabenstellungen. Der Klebstoffanwender erhält konkrete und klar formulierte Hinweise, was er im Vorfeld an organisatorischen Aufgaben berücksichtigen muss, um qualitativ hochwertige Klebverbunde mit hoher Zuverlässigkeit im Einsatzfall herzustellen.

Sehen Sie Nachteile in der nun geltenden DIN 2304?

Weigel: Die Norm sorgt zunächst für mehr Bürokratie. Allerdings handelt es sich um Organisationsmaßnahmen und um Dokumentationen zur Absicherung zuverlässiger Fertigungsprozesse. Die Anwender sind aufgefordert, ihre Prozesse zu überprüfen, in Schulungs- und Ausbildungsmaßnahmen ihres Fachpersonals zu investieren und eine der Beanspruchung entsprechende Konstruktion nachzuweisen und zu dokumentieren. Das alles sind jedoch zielführende Maßnahmen, die leistungsfähige Klebverbindungen sicherstellen und damit mittelfristig auch wieder Kosten einsparen.

Unterstützen Sie Ihre Kunden bei der Umsetzung der Norm?

Weigel: Die Organisation der Abläufe muss natürlich jeder Kunde in seinem Betrieb selbst umsetzen. Wir erwarten aber durchaus mehr Anfragen nach Beratung und Unterstützung bei der Klebstoff- und Werkstoffauswahl, bei der konstruktiven Gestaltung, bei der Erörterung leistungsfähiger Fertigungsschritte sowie bei Hinweisen für insgesamt reproduzierbare Produktionsprozesse. Jedoch waren und sind all das ohnehin Inhalte unserer Kundenberatung. Zudem unterstützen wir sie, indem wir ihr Fachpersonal in der DELO Academy weiterbilden.

Moderne Industrieklebstoffe sind Hightech-Produkte, die eine reibungslose Produktion ermöglichen, sofern sie richtig eingesetzt werden. Versagt eine Klebung im späteren Einsatz, liegt das in der Regel an Anwendungsfehlern im Produktionsprozess. So beruhen Experten zufolge etwa 90 Prozent der auftretenden Fehler auf klebtechnischer Unkenntnis. An diesem Punkt setzt die Norm DIN 2304 „Klebtechnik – Qualitätsanforderungen an Klebprozesse“ an, die seit dem Frühjahr 2016 gilt.

Sie regelt die technische und organisatorische Qualitätssicherung, strukturiert also das Kleben im industriellen Einsatz. Dieser „Umweg“ zur Sicherstellung der Produktqualität ist bei speziellen Prozessen wie dem Kleben erforderlich, weil sich die Qualität einer Klebung nicht zerstörungsfrei prüfen lässt. Die DIN 2304 legt den Stand der Technik für die fachgerechte Ausführung von strukturellen / lasttragenden Klebverbindungen fest, und zwar branchen- sowie produktübergreifend für alle Klebstoffklassen und Werkstoffkombinationen. Sie gilt von der Entwicklung über die Fertigung bis zur Instandhaltung.

Damit ist die DIN 2304 die erste allgemeingültige Norm für Qualitätsanforderungen in der Klebtechnik. Bislang gab es nur spezielle Normen, etwa die DIN 6701 für den
Schienenfahrzeugbau. Diese ist bereits seit zehn Jahren gültig, international anerkannt und wird derzeit in eine EN überführt – etwas, was auch mit der neuen Klebtechniknorm DIN 2304 passieren könnte.

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